Ein verpasstes Finale über 50 m Freistil und eine sehr fragwürdige Disqualifikation über 200 m Lagen hatten mächtig Druck für unseren Stipendiaten Taliso Engel aufgebaut, bevor es bei den Paralympics von Paris endlich auf seine Paradestrecke, die 100 Meter Brust (SB13) ging. Unser Paralympicssieger aus Tokio wollte also gleich im Vorlauf am 5. September 2024 ein Zeichen setzen und ein klares Signal an die Konkurrenz senden.
Und das gelang ihm eindrucksvoll: Taliso schlug nach 1:01,84 min am Beckenrand an. Er deklassierte den Rest des Feldes mit fast 4 Sekunden Vorsprung und verbesserte seinen eigenen Weltrekord (1:02,22). Die Zeit war auch gleichzeitig paralympischer Rekord. Auch im anderen Vorlauf blieb der Drittplatzierte von Tokio, Nurdaulet Zhumagali aus Kasachstan in 1:05,11 min als Zweitschnellster deutlich hinter Talisos Zeit.
Alles war angerichtet für den Favoriten. Und der lieferte auch im Finale: Unterstützt von zahlreichen Fans, Familienmitgliedern und Freunden aus Nürnberg – dem TEAM ENGEL sowie angepeitscht von rund 15.000 Zuschauern in der La Défense Arena stand Taliso um 19:28 Uhr auf dem Startblock. Als Favorit startete er auf Bahn 4, neben ihm sein größter Konkurrent, David Abrahams aus den USA, der in Paris den letzten Start seiner Schwimmkarriere angekündigt hatte und daher hochmotiviert war.
Taliso schwamm das Finale exakt wie im Vorlauf am Morgen. Bereits nach 50 m lag er eine Körperlänge vor dem Feld und wendete auf die Hundertstelsekunde genau wie am Vormittag in 0:28,86. Die zweite Bahn wurde dann zur Taliso-Engel-Show: Der 22-Jährige enteilte dem Feld und holte sich die Goldmedaille in 1:01,90 min. Bis zu Talisos eigenem Vorlauf hätte diese Zeit ebenfalls Weltrekord bedeutet. Das Gold-Rennen könnt ihr euch in der Mediathek der Sportschau im Re-Live ansehen.
Die Leistung ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die Vorzeichen noch wenige Wochen vor den Paralympics gar nicht gut für den Champion standen: Taliso Engel konnte Anfang August wegen einer Mandelentzündung über eine Woche nicht ins Wasser und reiste verspätet ins Trainingslager an.
Im darauffolgenden Finale der Damen konnte auch Elena Krawzow ihren Titelgewinn von Tokio wiederholen. Elena schwamm in 1:12,54 min über 100m Brust ebenfalls Weltrekord. Elena begann Ihre Schwimmkarriere in Nürnberg an der Schule für Sehbehinderte unter Trainer Michael Heuer. Heute lebt und trainiert Elena in Berlin.
Wir gratulieren Elena und Taliso ganz herzlich zu ihren Goldmedaillen bei den Paralympics von Paris!