Was für ein unfassbares Jahr 2019 für unseren Para-Schwimmer Taliso Engel vom 1. FCN Schwimmen: Deutscher Rekord über 100 Meter Brust, EM-Bronze und jetzt der Weltmeistertitel in London – mit 17 Jahren! Warum der Titelgewinn auf der Kippe stand und warum Taliso als „Joker“ an den Start ging lest ihr im Beitrag.
Nach deutschem Rekord auf seiner Paradestrecke 100 Meter Brust und der Bronze-Medaille bei der EM mit erst 16 Jahren, war Taliso Engel als Geheimtipp zu den Weltmeisterschaften im Para-Schwimmen nach London gereist. Allerdings begann die WM für den sehbehinderten Schwimmer vom 1. FC Nürnberg Schwimmen e.V. alles andere als optimal: Fast 14 Tage lang kämpfte Taliso im Vorfeld der Wettkämpfe mit einer hartnäckigen Erkältung, die ihn sogar den WM-Vorlauf über 400 Meter Brust verpassen ließ.
Als Taliso dann endlich über 100 Meter Brust im Londoner Aquatics Center loslegen durfte, zeigte er sofort, warum Bundestrainerin Ute Schinkitz ihn als ihren „Joker“ bezeichnete: 1:05,58 Minuten im Vorlauf – neuer deutscher Rekord! Im Halbfinale schlug Engel zeitgleich mit dem Usbeken Firdavsbek Musabekov an. Die beiden lieferten sich auch im Finale ein enges Rennen, in das der elffache Paralympicssieger und jahrelange Dominator Ihar Boki einstieg. Taliso legte jedoch einen unglaublichen Endspurt hin, überholte auf den letzten 20 Metern den Usbeken und sicherte sich bei seiner ersten WM gleich Gold.
Seine Finalzeit, 1:05,20 Minuten, bedeutete nochmals eine Steigerung seines zuvor aufgestellten deutschen Rekordes: „Ich kann das gar nicht glauben. Vor ein paar Tagen war ich noch krank und jetzt habe ich Gold,“ sagte der WM-Debütant. Auch Talisos Mutter Cosima Engel, die auf der Tribüne anfeuerte, war vom Erfolg Ihres Sohnes überwältigt: „Nachdem er zwei Wochen erkältet war, dachte ich, vielleicht, vielleicht, vielleicht wird es hoffentlich eine Bronzemedaille“. „Aber an einen WM-Titel hätte ich nie gedacht. Ich bin fix und fertig mit den Nerven, total happy und absolut stolz auf meinen tollen Sohn.“ Auch GOLDENER RING Vorstand Max Müller freute sich über das Ergebnis des Nürnberger Para-Sportlers: „Glückwunsch an Taliso. Das ist ein fantastischer Erfolg für die Sportstadt und ein klares Statement, dass bei den Paralympics in Tokio in einem Jahr mit Nürnberg zu rechnen ist.“
Taliso Engel wird seit Oktober 2017 vom GOLDENEN RING e.V. unter anderem durch ein monatliches Stipendium unterstützt. Die Förderung ist möglich, da sich mit der Sparkasse Nürnberg, der alpha Gruppe, Lebkuchen Schmidt, Rödl & Partner und ipp fünf Nürnberger Unternehmen zum Spitzensport in ihrer Heimatregion bekennen. Taliso schwimmt in der der Startklasse SB13 für Schwimmer mit Sehbehinderung. 2015 war Engel zur SG Bayer aus Leverkusen gewechselt und ist dort am Paralympischen Trainingsstützpunkt, in der Heimat trainiert er in der ersten Mannschaft der SG Mittelfranken am Regionalstützpunkt in Nürnberg.