Nach 164 Länderspielen für die Nationalmannschaft ist Schluss. Unser Stipendiat Christopher Wesley vom Nürnberger HTC kann auf eine genauso bewegte wie erfolgreiche Karriere zurückschauen. Wir werfen nochmal einen Blick auf die Highlights auf und abseites des Feldes in den letzten neun Jahren.
Nach 164 A-Länderspielen, Gold und Bronze bei den Olympischen Spielen sowie zwei Europameistertiteln beendet Christopher Wesley im Alter von 30 Jahren seine Nationalmannschaftskarriere. Der Ausnahmekönner vom Nürnberger HTC hätte sicherlich noch die WM 2018 in Indien in den Beinen gehabt, konzentriert sich nun aber auf seine berufliche Laufbahn. Seit November 2016 arbeitet Wesley bei der Immowelt AG. Dem Nürnberger Sport geht „Wes“ aber nicht verloren: Die Bundesliga Herren des Nürnberger HTC unterstützt er mindestens noch in dieser sowie in der kommenden Saison als Routinier auf dem Feld. Auch beim GOLDENEN RING e.V., der ihn seit Januar 2016 über 18 Monate lang finanziell unterstützte, möchte Wesley sich nach seiner Karriere einbringen.
Schon als Jugendspieler deutete Wesley seine außergewöhnlichen Fähigkeiten am Hockey-Schläger an: Unter anderem mit seinen langjährigen Weggefährten aus dem „goldenen“ Jahrgang 87, Adrian Amon, Tim Stulle, Florian Woesch, Steffen König sowie Doppelolympia-Sieger Max Müller errang Wesley fünf Deutsche, 16 Bayerische Meistertitel sowie den Länderpokal für Bayern. Nominierungen für die Deutschen Jugend-Auswahlen waren die logische Konsequenz. Mit der U16-Nationalmannschaft gewann Wesley 2003 den Europameistertitel in Spanien.
Von seinen Jugendtrainern Marian Mirkonic, Norbert Wolff und Michael Mechthold wurde das Talent des Kreativspielers schon früh gefördert: In fast jedem Alter wurde Wesley in der jeweils höheren Jahrgangsstufe eingesetzt. Schon in der Jugend B (U16) trainierte Wesley einmal pro Woche bei den Herren mit. Bereits mit 17 Jahren konnte er sein Debüt bei den 1. Herren des NHTC in der Regionalliga zum Auftakt der Rückrunde 2003/2004 feiern. Bis heute hat Christopher Wesley über 400 Spiele im Herrenbereich für den NHTC bestritten und fast 400 Tore erzielt. Eine Aussage, die das technische Repertoire des Dribbelkünstler Wesley zusammenfasst, kommt vom Trainer eines konkurrierenden Hockey-Bundesligisten. Sinngemäß meinte dieser, dass eine Einstellung seiner Defensivspieler auf Wesley mit Hilfe einer Videoanalyse für die Katz sei, dafür spiele dieser schlichtweg zu unberechenbar.
Um fester Bestandteil der A-Nationalmannschaft zu werden, dauerte es bei Wesley trotzdem deutlich länger als bei Max Müller. Während Müller 2008 Gold bei den Olympischen Spielen von Peking gewann, tat sich der junge Wesley schwer, die zusätzliche Belastung und Verantwortung als Deutscher Auswahlspieler mit der notwendigen Ernshaftigkeit anzunehmen. Immer mal wieder eingeladen, spielte er kleinere internationale Turniere in den Deutschen Farben.
Nach dem verpassten EM-Titel 2009 flog Wesley aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader. Aus diesem Grund verpasste er auch die WM 2010, bei der die „Honamas“ Silber holte. Der damalige Bundestrainer Markus Weise glaubte aber weiterhin an Wesley und lud ihn kurz nach dem Turnier per Email wieder zur Auswahl ein. Und Wesley hatte den Denkzettel verstanden: Ab sofort schob er Zusatzschichten, arbeitete an seiner Athletik und stellte später sogar seine Ernährung um. Er etablierte sich als Stammkraft in der „Honamas“ und holte neben zwei EM-Titeln Gold bei den Olympischen Spielen 2012 und Bronze bei den Olympischen Spielen 2016.
Eine Wandlung, die auch GOLDENER RING Vorstand Max Müller beeindruckte: „Chrissi hat in seiner Karriere eine eindrucksvolle Entwicklung hingelegt: vom begnadeten Techniker, der beim Zusatztraining eher durch Abwesenheit glänzte, zum hochgeschätzten Trainingspartner auf Augenhöhe in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2012 bis hin zum Motivator, der mich durch die Vorbereitung auf die WM 2014 gezogen hat. Ich bin stolz darauf, ein kleiner Teil einer solchen Entwicklung gewesen zu sein.“
Untrennbar verbunden mit Christopher Wesleys herausragender Karriere sind seine Hockey-verrückten Eltern. Kommt man auf den sportlichen Aufstieg des NHTC vom Provinzclub an der Siedlerstraße bis hin zum konkurrenzfähigen Bundesligastandort zu sprechen, kommt man automatisch auch zu Susa und Gregory Wesley. Bei internationalen Turnieren begleiteten sie ihren Sohn als leidenschaftliche Unterstützer am Spielfeldrand.
Hätte Wesley die Chance dazu nochmal von Vorne zu beginnen, würde er alles wieder genauso machen. Als Persönlichkeit ist er dadurch auf jeden Fall gewachsen. Früher oft launisch im Medienkontakt und bei öffentlichen Auftritten, hat er mittlerweile die Wichtigkeit solcher „außersportlichen“ Termine akzeptiert und erledigt sie routiniert und aufgeschlossen. Was die wenigsten wissen: Seit 2008 organisiert er jedes Jahr beim NHTC ein fünftägiges Hockeycamp für Kinder. Vom Training über das Essen machen bis zur Übernachtung kümmert sich Wes um Alles. Ein Olympiasieger zum Anfassen eben.
Wir wünschen Christopher für seine restliche Bundesligakarriere beim NHTC und seine berufliche Laufbahn bei der Immowelt AG alles Gute und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm beim GOLDENEN RING – in welcher Funktion auch immer.